Ein Brief an meinen Garten

Ein Brief an meinen Garten

In meinem Garten soll es nach Lavendel duften, und dieser soll in langen Gängen stehen. Er sollte äusserst selten geschnitten werden, sodass er alt wird und ordentlich buschig wächst, aber auch erreichbar ist für meine Hände und ich den Duft spüren kann. Efeu soll die Wände hinauf klettern und die Fenster umrahmen. Blaue Blumen wünsche ich mir – Blauer Eisenhut, Salbei, Blausterne und Vergissmeinnicht. Wermutkraut soll in graugrüner Farbe blühen, genauso wie Heckenkirschen, wie in den alten Gärten. Breite und schmale Kieswege sollen in meinem Garten zum Spazieren einladen. Und manchmal soll man sich gezwungen fühlen, einen kleinen Sprung zu machen, um nicht auf Kresse zu treten. 

In den Beeten sollen Sonnenblumen als Schlafplätze für Hummeln dienen, Wege sollen von Funkien, Farnen, Dickblattgewächsen und Strandroggen umrahmt werden. Weinbergschnecken sollen bestaunt werden können. 

In meinem Garten darf nichts zu schön sein, sodass alles andere ebenfalls Platz findet. Der Garten soll duften, Kinder sollen nach Herzenslust spielen, klettern und sich verstecken können – aber auch schauen, riechen und fragen. 

Eine Blumenrabatte soll rund sein, aber nicht zu rund. In der Mitte gehört ein Vogelbad dazu, für badende Vögel und durstige Schmetterlinge. Man soll darin sein Spiegelbild sehen und mit dem Himmel als Hintergrund lachen können. In meinem Garten sollen mit Regenwasser gefüllte Holzfässer stehen, daneben wachsen Holunder und gelbe Rudbeckien. 

In meinem Garten sollen sich viele, kleine Tiere wohlfühlen. Hummeln, Bienen, Ameisen und Frösche sind mir wichtig. Auch Vögel gehören hierhin – Rotkelchen, Fliegenschnäpper und Stare im Vogelhaus. Im Steinhaufen baut der Zaunkönig sein Nest. Auf der Wiese hinter dem Haus sollen die Gartentore stets offen sein, und alle sollen sich fragen, wozu. „Aus keinem speziellen Grund“, werde ich sagen. „Aus lauter Lust.“

Es soll in meinem Garten stets genügend Blumen haben, sodass ich mir, falls ich Lust darauf habe, täglich einen Strauss binden kann. Alles, was hier wächst, soll Erinnerungen und hübsche Namen tragen. Tränendes Herz, Vergissmeinnicht, Duftveilchen und Nickender Milchstern – herzlich willkommen in meinem Garten! Eine Menge Flieder und weisse Gartenmöbel. Dort werden wir sitzen und Kaffee und Kekse geniessen. Wenn der Flieder duftet, an warmen Sommerabenden… man möchte die ganze Zeit draussen bleiben. 

Gerne möchte ich Tauben haben in meinem Garten, weisse und graue mit blauem Schimmer. An den Bäumen sollen grüne Leitern stehen, und die Steine sollen mit Moosen bedeckt sein. Vom Küchenfenster aus möchte ich die Blüten der Kirschbäume sehen können. Und ich werde immer für Dich da sein – Du, mein Garten. 

Mit herzlichen Grüssen, Christian.